Frisch und frei

Bemerkenswertes Programm: Das Freie Sinfonieorchester spielte in der Oetkerhalle unter der Leitung von Cornelius During auf beeindruckende Weise
Neue Westfälische, 07.03.2017, von Thomas Dohna

KonzertSolistin: Nelly von Alven spielte mit dem Freien Sinfonieorchester Joaquin Rodrigos Concierto de Aranjuez. Foto: Thomas Dohna

Bielefeld. Das Freie Sinfonieorchester Bielefeld (FSO) hat einen eigenen, das Ensemble charakterisierenden Ton. Das ist selten bei Orchestern, die sich vor allem aus Amateuren zusammensetzen. Diesen Ton zeigte das FSO bei seinem Konzert in der Oetkerhalle in seiner Interpretation von Werken Jean Sibelius, Joaquin Rodrigo und Max Bruch. Die Leitung hatte Cornelius During.

Das Orchester strahlte eine konzentrierte, heitere Gelassenheit aus. Die, das konnte man bei jedem Schlag sehen, vermittelte der junge Dirigent dem Orchester, das zwar aus Amateuren, beileibe aber nicht aus musikalischen Laien besteht. Diese heitere Gelassenheit passte zu allen Werken des Abends in der fast voll besetzten Oetkerhalle.

Der dritte Satz hatte alles Martialische verloren

Schon Jean Sibelius Karelia-Suite schritt eher tanzend, als, wie man es schon auch bisweilen hören kann, nationalistisch auftrumpfend durch den Saal. Selbst der dritte Satz, der so etwas wie ein Marsch ist, hatte auf sehr angenehme Weise alles Martialische verloren.

Dirigent During stammt aus Bielefeld. Die Solistin des Abends, Nelly von Alven, ebenfalls. Sie ist aus der, man kann es schon so sagen, erfolgreichen Bielefelder Gitarrenschule der Musikschule Bielefeld hervorgegangen und studiert nun mit internationalem Erfolg in London. Die 26-Jährige war die Solistin in dem Klassiker für Gitarre und Orchester: dem Concierto de Aranjuez von Joaquin Rodrigo.

Sacht elektrisch verstärkt konzertierte sie mit dem FSO. Man übergab sich in aller Ruhe die konzertanten Staffelstäbe, ohne jedoch in irgendeiner Weise uninteressant zu wirken. Das Publikum empfand das ebenso, applaudierte herzlich und bekam eine Zugabe der Solistin.

Heiter und geradezu konfliktscheu ist Max Bruchs erste Sinfonie angelegt. Cornelius During stellte das geradezu als Programm der Sinfonie in Es-Dur vor, seien doch die großen Es-Dur Sinfonien zuvor Konfliktträger gewesen. Und ja, sie ist unterhaltsam, diese Sinfonie. Leichtfüßig fließt sie dahin, in der Interpretation des FSO geradezu unbeschwert. Die wenigen Ausbrüche, die Bruch sich erlaubt, kanalisierte das FSO gekonnt. Diese Sinfonie, die sicher nicht zu den zentralen Werken ihrer Gattung gehört, wäre ein häufigeres Erscheinen auf den Konzertprogrammen zu wünschen.

Auch hier applaudierte das Publikum lange und herzlich. Das Orchester bedankte sich mit einer Wiederholung des dritten Satzes aus der Karelia-Suite. Auf das Konzert des Freien Sinfonieorchesters im Herbst dürfen sich die Bielefelder freuen.

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Dienstag 07. März 2017

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Nelly von Alven

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