Von Piraten

ieder von Piraten und Messerwerfern
Musiker der "Yehudi Menuhin Live Music Now" spielen für Kinder der Paul-Martini-Schule
VON JÖRG WILD (Bonner General-Anzeiger vom 29.05.2015)

KölnBONN. Als die ersten Klänge des Zirkusliedes "Der argentinische Messerwerfer" den Raum erfüllen, wird es ganz leise. 40 Mädchen und Jungen im Alter von sechs bis 18 Jahre sind mucksmäuschenstill und lauschen den ungewohnten Klängen, die sofort tief ins Herz gehen. Nelly von Alven und Sören Golz spielen an der Paul-Martini-Schule für Kranke, und die Zuhörer sind ergriffen.

"Oft geht es in unseren Klassenzimmern ja viel lebhafter zu", sagt Lehrer Michael Zonker lächelnd. Er hat den Kontakt zum Verein "Yehudi Menuhin Live Music Now (LMN)" hergestellt, über den die beiden Musiker der Musikhochschule Wuppertal angereist sind. "Wir spielen immer mal wieder in Schulen und Psychiatrien oder Altersheimen", erklärt Nelly von Alven. Und Golz ergänzt: "Es ist faszinierend, wie unglaublich ruhig die Kinder dann ganz schnell werden." Es sind wohl unter anderem die ungewohnten Klänge aus dem Instrument Gitarre und die schnellen, geschmeidigen Bewegungen der Finger, die die Zuhörer so faszinieren.

Wie toll das Konzept von Live-Konzerten in der Schule bei den kranken Kindern ankommt, beobachtet auch Amélie Koenigs vom Verein Live Music Now. "Wir organisieren solche Konzerte hier an der Schule schon seit vielen Jahren", sagt sie. "Und es ist immer wieder wunderbar, wie gut die Musik den Kindern tut." Bis zu 750 Schüler durchlaufen pro Jahr die städtische Schule auf dem Gelände des Landschaftsverbands Rheinland - der Träger der Schule ist. Die meisten Schüler leiden unter Depressionen, Schulängsten und sozialen Störungen. Da kommt das faszinierende Gitarrenspiel gerade recht. Als die beiden Studenten die Filmmusik von "Piraten der Karibik" anstimmen, steigt die Stimmung sichtbar. Genau wie bei getragenen Renaissance-Liedern oder dem flotten brasilianischen Evergreen "Tico Tico".

Die persönliche Begegnung mit Künstlern, die live und hautnah im Klassenzimmer vorgetragene Musik, die Erklärungen zu den Stücken und die ungewohnten Klänge - all das kommt bei den Kindern durch sämtliche Altersgruppen unglaublich gut an. Und so ist der brausende Applaus am Ende des halbstündigen Konzerts mehr als verdient, zu dem Max aus der 6. Klasse noch immer ziemlich bewegt nur den Kommentar hervor bringt: "Echt klasse."

JÖRG WILD Foto: INTERMEZZO, Schülerzeitung der Paul.Martini-Schule, Bonn, Ausgabe 11.06.2015

Kontakt

Nelly von Alven

 nelly.von.alven@gmail.com