Selbst die Sonne spielt mit

Konzert der jungen Bielefelder Gitarrenkünstlerin Nelly von Alven

Das muss ein beglückender Moment gewesen sein für die junge Künstlerin: Nicht nur im übertragenen Sinn hat sie mit ihrem Instrumentalspiel die Sonne herausgekitzelt.

(Neue Westfälische, Bielefeld, vom 16.06.2015. Autor Rainer Schmidt)

Nelly von Alven in der Musik- und Kunstschule.FOTO: RAINER SCHMIDT

Bielefeld 15Und das auch nicht allein als Interpretin fremder Werke: Während eines von der Gitarristin Nelly von Alven selbstkomponierten Stücks des Zyklus „Three Memories" ist die zuvor im ersten Teil des Soloauftritts fast düster wirkende Rondiste der Musik- und Kunstschule plötzlich durch die Oberlichte in goldenes Licht getaucht.

Es ist zugleich ein vertrauter Ort für die junge Bielefelder Musikerin, die an dieser Schule im Alter von acht Jahren bei Hans Irmer Gitarrenunterricht zu nehmen begann und lange Zeit erfolgreich im Ensemble der MKS musizierte. Die Gitarre begleitet sie seither auf ihrem Lebensweg. Unlängst konnte die Stipendiatin der Yehudi-Menuhin-Stiftung sich einen der weltweit begehrten Masterstudiumsplätze am Londoner Royal College Of Music sichern.

In den Miniaturen aus eigener Feder stellt von Alven Melodien einer raffinierten akkordisch harmonisierten Umdeutung gegenüber. Bei geschmeidiger Klangformung nehmen die Stücke, für die sie gitarrenuntypische Tonarten gewählt und teils die Basssaiten umgestimmt hat, mit schlüssigen Spannungsbogen für sich ein. Unter dem Motto „Seltenheitswert" hat Nelly von Alven in ihrem Programm, das auf ihrem Examenskonzert basiert, Stücke versammelt, die teils selten aufgeführt werden, teils von jungen zeitgenössischen Komponisten stammen. Atonal sei dabei nichts, beruhigt die Gitarristin ihr Publikum. Abstrakt manchmal schon. Etwa die Etüde No. 3, von Buck Wolters ihrem Wuppertaler Dozenten, Prof. Gerhard Reichenbach gewidmet, die barocke Verzierungstechniken in eine frugale, in ihrer Melancholie fast fernöstlich anmutende Harmonik einbindet.
Der Versuch, die Einschränkungen seines Instruments zu überwinden, liegt in der Natur junger komponierender Gitarristen. Spieltechnisch haarsträubende Passagen, die im bulgarisch-feurigen Mittelteil von Rossen Balkanskis „Canto Spirituoso" zwischen brüsken Anschlägen durch Triller und Vorschläge instrumentale Dialoge vortäuschen, können dem Zuhörer Vergnügen bereiten. Miroslav Tadic' „Macedonian Girl" interpretiert sie zwischen singend-gebundener Spielweise und perlend-lebhaftem Anschlag. Eine Herausforderung auf akkordischem Gebiet ist Mario Castelnuovo-Tedescos Suite op.133, welche die 24-Jährige bravourös meistert, wobei sie der klangfarblichen Modulation große Beachtung schenkt und auch in zurückhaltend gespielten Passagen des gefälligen Werks Autorität und emotionale Beteiligung ausstrahlt.

Kontakt

Nelly von Alven

 nelly.von.alven@gmail.com